Stadtgespräch – Public Relations DPRG

Warum PR und Marketing miteinander verschmelzen #socialmedia #sm #pr #trends

Posted in Allgemein by stadtgespraechblog on 18. Februar 2011
Forum Davos
PR-Guru erläutert Trends
PR und Marketing werden verschmelzen.
 

Als ersten Redner konnten die Organisatoren des 2. „World Forum Davos“ Paul Holmes, einen der international bekanntesten PR-Guru (The Holmes Report, UK), begrüssen. Vor rund 90 Teilnehmern aus 20 verschiedenen Ländern (meist Kommunikationsverantwortliche aus dem Top-Management und führende PR-Berater) referierte er über die Veränderungen in PR und Marketing durch Social Media. Sein Zukunftsszenario ist unmissverständlich: Marketing und PR werden fusionieren.

Social Media lässt PR und Marketing verschmelzen

„Dieser sehr umstrittene Schritt wird nötig, da Social Media die Art und Weise, wie Unternehmen kommunizieren, grundlegend verändern.“ Weil PR per Definition „das Organisieren der Beziehungen zwischen einer Organisation und ihren unterschiedlichen Anspruchsgruppen“ meint, sei Marketing grundsätzlich als ein Teil von PR zu betrachten. Denn Marketing beschäftige sich ja nur mit einer einzigen Anspruchgruppe, nämlich mit den Kunden. Holmes begründet die Verschmelzung der beiden Bereiche mit der zunehmenden Bedeutung von Social Media, respektive mit der Tatsache, dass jeder Kunde sein eigenes Medium besitzt, somit selber twittern, podcasten oder seine Meinung in Blogs oder sozialen Netzwerken einbringen kann.

Twitter und Facebook können CEO stürzen

„Neue PR“ müsse sich nicht mehr der klassischen Medien bedienen, sondern solle Botschaften über die neuen Medien transportieren. „Heute, nach Wikileaks und der Revolution im mittleren Osten, kann niemand mehr behaupten, Social Media seien nicht wichtig. Alles was Organisationen tun, kann öffentlich werden und plötzlich auf der Frontseite der Tageszeitungen auftauchen. Wenn Social Media einen Präsidenten stürzen, können sie auch den CEO Ihres Unternehmens zu Fall bringen!“ Social Media veränderten die Art und Weise wie man einen Brand erzeuge. Waren früher Werbung oder Medienmitteilungen probate Mittel um eine Marke zu definieren, seien es heute und in Zukunft die unterschiedlichen Sichtweisen der Kunden, die Gespräche beim Einkaufen oder auf Partys, aber auch Tweets und der Auftritt auf Facebook oder Youtube.

Journalisten und Mitarbeiter sind glaubwürdig

Holmes sagt, dass künftig nicht mehr Mediensprecher oder CEOs glaubwürdigste Vertreter einer Organisation seien, sondern drei andere Gruppen: die Mitarbeitenden, Journalisten und die Kunden. „Es ist Aufgabe moderner PR, relevante und interessante Geschichten zu definieren, diese geschickt zu streuen, sodass sie von Meinungsmittlern (wie z.B. Journalisten oder Blogger) weitererzählt werden und so auf besonders glaubwürdige Art viele Leute erreichen.“

Marketing schreit – PR hört zu

Holmes ist überzeugt, dass die Trennung zwischen Marketing und PR verschwinden wird. Denn in Social Communities funktioniere klassisches Marketing mit rein eingleisigem Anpreisen nicht. Ausserdem gebe es einen gewichtigen Kulturunterschied zwischen Marketingmitarbeitenden und PR-Verantwortlichen: „Marketingleute schreien laut. Sie meinen immer selber sprechen zu müssen und haben Angst vor Diskussionen. Ganz im Gegensatz zu PR-Leuten: Diese hören zu und suchen nach Lösungen.“ Erfolgreiches Management von Social Communities erfordere genaues Zuhören. Man müsse Probleme erkennen können und sie rasch lösen. Im Zusammenhang mit der Frage, ob die Marketingabteilung Teil der PR werden soll oder umgekehrt die PR-Abteilung als Unterabteilung des Marketings gelten wird, weist Holmes darauf hin, das per Definition und aus Relevanzgründen die erste Lösung Realität werden sollte. Problematisch sei aber, dass Marketingabteilungen ein viel höheres Budget aufweisen würden („Milliarden“), als die PR-Abteilungen („Millionen“). Dies führe wahrscheinlich dazu, dass künftig die PR ins Marketing fliessen werde.

Publikum teilt Holmes Ansichten

Wer sich nach Holmes Referat und der anschliessenden Debatte mit Marshall Sponder (Pionier in Social Media Analytics) bei den Kongress-Teilnehmern umhörte, stellte fest: Holmes Meinung findet breite Unterstützung. So meinte etwa Spencer Baretz aus New York: „Holmes hat so was von Recht! Vor Social Media gab es keine Kommunikationsplattform für die Masse. Ein Brand war so, wie er von den Marketern über PR und Werbung inszeniert wurde. Jetzt ist ein Brand das, was die Leute über einen Brand erzählen.“ Roland Binz, Unternehmens- und Krisenkommunikationsberater aus Winterthur fügt an: „Das allein genügt nicht. Unternehmen müssen Kundenservice, Kundeninformation, PR und Unternehmenskommunikation künftig fusionieren.“ Für einen Social-Media-Job genüge es nicht einen Teilzeitstudenten anzustellen. „Auf keinen Fall kann das ein Teenager machen!“, sagt auch Baretz. „Es braucht ein vorsichtiges Vorgehen, so dass man die strategischen Vorgaben des Unternehmens richtig umsetzen kann.“ Laut Binz würde mit einem Student als Social-Media-Manager der Betrieb allenfalls in normalen Phasen funktionieren. Doch in Krisen werde diese Aufgabe rasch zur Chefsache, wobei dann plötzlich verschiedene Unternehmensbereiche an derselben Stelle reagieren müssten. „Momentan sind viele Unternehmen (noch) nicht bereit, Social Media als Teil der Krisenkommunikation zu behandeln.“

Paul Holmes (links) und zwei weitere Podiumsteilnehmer

90 Teilnehmer aus 20 verschiedenen Nationen

Text: Edith Hollenstein

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